Jöö, ich darf mitfahren!!
Nun gut.
Als einer der älteren Alfisti mit auch etwas Rennerfahrung berührt mich eine Fahrt in einem Serien-Alfa heute nicht mehr so sehr. Aber mindestens bei meinen jährlich veranstalteten internationalen Alfa Romeo Meetings an diversen Rennstrecken in Österreich möchte ich es dann doch immer wieder wissen. Denn dafür wurden sie gebaut, denke ich. Und Freunde, die mich kennen, wissen, dass ich auch meinen wertvolleren Wagerln im Renneinsatz nichts schenke. Im Gegenzug putze ich die Autos dann dafür weniger…
Aber dieses Jahr hatte ich einmal die Gelegenheit, in einem alten Auto mitgenommen zu werden. Es war kein gewöhnliches altes Auto, es war eine Alfetta GTV. Und es war keine gewöhnliche Alfetta GTV, es war eine mit Kunststoffkarosserie. Die Farbe ist weiss. Sie gehört dem Seriensieger bei diesem einzigartigen Alfa Romeo-Ereignis: Christian Kirchsteiger.
Über den Wagen braucht man nicht viel zu sagen, den kennen sie alle. Er ist nicht nur schön, er ist auch wirklich verdammt gut verarbeitet. Tja, und so nebenbei ist er halt auch sehr, sehr schnell. Die GTV umrundet den Rundkurs in Greinbach als einzige unter einer Minute!
Aber es ist auch hier wie in den großen Rennserien: ein schneller Wagen ist zu wenig. Zugegeben, als schnelles Auto würde es für einen Sieg in der Alfa-Riege mit anderen Piloten auch noch reichen. Aber Christian fährt dieses Auto nicht nur beinhart, sondern auch mit viel Gefühl. Er kennt seinen Alfa Romeo natürlich wie kein anderer, und diesen Umstand kann man auf dem „heißen Sitz“ – dem Beifahrersitz – besonders genießen.
Die Kurven kommen mit Lichtgeschwindigkeit näher, man denkt: „das geht sich aber nimmer aus…“. Doch es geht sich immer aus. Und letztlich ist noch so viel Spielraum drinnen, dass man es kaum glauben kann.
Dieses alte Auto, mit vielen, vielen Details auf einen Renntrimm gebracht, den man wahrscheinlich mit einem modernen Wagen nicht so schnell erreichen wird. Die Feinheiten betreffen außer dem Alfa V6-Motor natürlich auch das Fahrwerk und die Karosserie Dieses alte Auto wird um den Rundkurs gejagt, vor jeder Kurve zusammengestaucht und wieder voll beschleunigt. Und man spürt die Freude des Alfa-Motors… Man spürt aber auch eine Menge Fliehkräfte… Ohne Schalensitz und Renngurt würde ich mich wohl an allen möglichen Endungen im Innenraum wieder finden…
Etwas verwundert ein wenig die Leichtfüßigkeit der alten Alfetta. Egal ob Lastwechsel oder scharfes Bremsen, das Ding zeigt nie Mühe, eine Richtung zu ändern. Es rutscht – wenn überhaupt – ganz zahm und angenehm über alle Räder gleichmäßig. Einen Ausbruch des hinterradgetriebenen Hecks muss man schon provozieren. Und mit einem erfahrenen Piloten am Steuer macht das jeden Meter Spaß!
Eine sehr beeindruckende Darbietung (um es ein wenig künstlerisch zu formulieren), die ich hiebei genießen durfte. Unter keinen Umständen hat man Bedenken, dass es zu „haarig“ wird, souverän wird jede gefährliche Situation bereits im Vorfeld gemieden.
Und wenn Christian Kirchsteiger mit seiner Alfetta GTV einmal unter Druck wirklich schnell fahren muss, sieht man ja, was dabei rauskommt.
Er konnte im letzten Lauf zum Grenzlandcup - den er seit drei Jahren bestreitet - den Gesamtsieg in seiner Klasse fixieren, welche Überraschung ;-)
Er fährt in diesem Cup seit drei Jahren und war 2004 u. 2005 jeweils zweiter in seiner Klasse.
Zu diesem Cup zählen 8 Läufe, die Slaloms, Strassenkurse u. Bergrennen beinhalten und im Raum OÖ, Salzburg u. Bayern ausgetragen werden. Nebenbei fuhr er einige Slaloms u. Bergrennen zum OÖ Cup, sowie zur Salzburger Landesmeisterschaft, auch hier war er fast immer unter den Top drei zu finden. ABS Innovation als Hauptsponsor begleitet und unterstützt Christian Kirchsteiger bei seiner Karriere.
2002 erfolgte das „roll out“ der weißen GTV 6, und sie ist seither bei den internationalen Alfa Romeo-Meetings des Mailänder Sportwagen Club unbesiegt. Das Fahrzeug wurde in ca. 1200 Stunden selbst aufgebaut, basierend auf einer GTV 6, Bj.81. Der Hubraum beträgt jetzt 3300 ccm, die Leistung ca. 260 PS. Top Speed je nach Übersetzung max. 250 km/h, und das Gewicht fällt mit unter 1000 kg wohl in jenen Bereich, den eines der neuen Alfa Romeo Modelle mit Sicherheit in keinem Renntrimm erreichen wird können…
Ich darf Ihm hier im Namen der gesamten Alfa Romeo Familie noch eine lange und erfolgreiche Zukunft im Motorsport wünschen!
Euer
Franz Kratochvil